Notwendig werde nach der Bundestagswahl eine Lösung für die höheren Verteidigungslasten, für die Überwindung des Investitionsstaus und für steuerpolitische Korrekturen (kalte Progession). Die dafür erforderliche Reform der Schuldenbremse müsse u.a. den bisher unbelegten Kreditspielraum der Länder (0,15 % des BIP) verfügbar machen. Dressel betonte abschließend, dass Hamburg zu seinen solidarischen Pflichten im Finanzkraftausgleich der Länder stehe trotz der enormen Belastung. Sie zeige vielmehr, dass Hamburg im Länderkreis aus einer Position der Stärke und nicht aus der Haushaltsnot argumentieren könne.
Dann wurde es fachlich etwas spezieller indem Prof. Dr. Jens Heiling von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Grundlagen und bürokratisches Ausmaß der Nachhaltigkeitsberichterstattung nach CSRD darstellte. Nicht weniger beeindruckend zeigten sich die bereits eingeleiteten Anstrengungen in dieser Richtung in den Unternehmen der Hamburger Finanzholding HGV. Oliver Jensen, Geschäftsführer der HGV, kommentierte die neuen Berichtspflichten überraschend positiv, auch wenn er einen konkreten Nutzen erst in den kommenden Jahren erwartet. Haushaltsdirektor Arne Schneider demonstrierte die wirkungsorientierte Steuerung des kaufmännisch buchenden Hamburger Haushalts mit Leistungskennzahlen und Zielen, sowie ihre systematische Verknüpfung mit den SDGs. Für das Gemeinwesen beanspruchte er per Definition 100-prozentige Nachhaltigkeit. Darin lag auch die Andeutung, einer ausuferenden Nachhaltigkeits-Berichtspflicht landesrechtliche Grenzen ziehen zu können. Ihm folgte der Vortrag von Prof. Dr. Thomas Lenk über Nachhaltigkeit aus finanzwissenschaftlicher Sicht. Er konfrontierte den theoretischen Anspruch der Nachhaltigkeit mit der politischen Konfliktlage im Finanzausgleich. Interessant waren vor allem die praktischen Verteilungsoptionen, die er am Schluss seiner Ausführungen demonstrierte. Er plädierte für einen höheren Umsatzsteueranteil für die Gemeinden unter Verzicht auf den alten Kompensationsschlüssel zum Wegfall der Gewerbekapitalsteuer.
Moderiert wurde die Konferenz von Dr. Matthias Woisin, der die ersten Druckexemplare der neuen Ausgabe zeigen konnte und der die Fachkolleginnen und -kollegen einlud, sich an dem Jahrbuch-Projekt aktiv zu beteiligen. Im Namen der Herausgeber - auch Dr. Anja Ranscht-Ostwald und Prof. em. Dr. Martin Junkernheinrich waren zugegen - dankte er Senator Dressel und Arne Schneider für die Ausrichtung und die Einladung zur Konferenz. Unter den zahlreichen Besuchern fanden sich auch viele Ehemalige wie Senatorin a.D. Dr. Ingrid Nümann-Seidewinkel, Staatsrat a.D. Dirk Reimers, Staatsrat a.D. Hubert Schulte, Haushaltsdirektor a.D. Hans-Hinrich Coorssen, Senatsdirektor a.D. Volker Rachor, Innenminister a.D. Stefan Studt und Stadtdirektor a.D. Dr. Johannes Slawig (Wuppertal). Es war die letzte Veranstaltung im Lippmann-Saal vor der großen Renovierung des historischen Gebäudes.